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Bild der Woche
Portraits und Serie "Heimat" - Öl auf Leinwand
Lachen und Weinen
Serie "Gestalten" - Zeichnungen
Bild der Woche
KW 08/2025
Die wirklich wirklich kalte Dusche
Fineliner auf Papier
je 10,5 x 14,8 cm
Obwohl wir vom Sommer noch einige Monate entfernt sind, hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf kommende Abkühlungen. Diese Zeichnungen duschender Personen entstand 2017 in einem Urlaub am Bodensee. Wie in jedem Freiluftbad üblich, so mussten auch hier die an sich sauberen Körper gereinigt werden, bevor sie das Schwimmbecken betreten wollten.
Was an den Zeichnungen offensichtlich wird, ist, dass Badevergnügen nicht immer auch Vergnügung schlechthin bedeutet. Zunächst muss der Geist sich überwinden, den hitzebelämmerten Körper aus dem Liegestuhl zu erheben, diesen anschließend durch blendende Sonne über heiße Gehwegplatten quälen, das Knöpfchen an der Duschvorrichtung drücken lassen und den ersten harten kalten Wasserstrahl empfangen, dem er schon vorausgebibbert hatte.
In allen drei vorliegenden Varianten der Stellungnahme sehen wir, dass jede zukünftige Poolpaddler:in eine eigene Methode anwendete, dem Kälteschock die möglichst geringste Fläche des Körpers zur Verfügung zu stellen.
Also ich hab jetzt 4 Freunde. Gibt's noch mehr da?
KW 07/2025
Tageskarte Nr. 1 vom 23. Mai 2009
Fineliner und Edding auf Papier
10,5 x 14,8 cm
Dieses Motiv ist meine erste Tageskarte vom 23. Mai 2009. Was sind die Tageskarten und wie kam es dazu?
Wir lebten damals auf dem Land in der Uckermark ‒ also richtig, richtig auf dem Land. Facebook hatte 2008 sein Angebot in Deutschland gestartet. Micha Trieba meinte zu mir, du produzierst doch so viel, stell’ doch einfach jeden Tag eine deiner Zeichnungen auf Facebook ein. Ich hatte damals schon seit 10 Jahren eine Figur für mein Alter Ego, also nahm ich diese Figur im roten Kleid und illustrierte mit ihr mein Tagebuch als Ehefrau, Mutter, Künstlerin und Freischaffende. Die ersten 100 Tageskarten zeichnete ich tatsächlich noch jeden Tag. Diese wurden 2010 in der Galerie Torstraße 111 in Berlin Mitte ausgestellt. Ein Jahr darauf erschien ein Artikel zu den Tageskarten in der Zeitschrift Das Magazin.
2014 wurde ein ebook mit dem Titel „Alles muss raus!“ veröffentlicht, erhältlich hier:
Amazon
Die Produktion der Tageskarten habe ich teilweise wegen anderer Serien, Aufträge oder Lebensumstände ruhen lassen müssen. Momentan gibt es an die 950 Motive und es geht immer noch weiter. Solange, wie ich mich in diesem Leben herumtreibe.
Alle Tageskarten sind in den Tiefen meines Facebook-Profils zu finden. Wenn du den Artikel von 2011 dazu lesen möchtest, klick’ auf den Button.
KW 06/2025
Im Strandkorb
Öl auf Leinwand 2002
60 x 70 cm
Das Bild von 2002 zeigt Micha Trieba und seine Schwiegermutter Zeitung lesend in einem Strandkorb in Zinnowitz, Usedom.
Mein Vater hatte nach der Wende eine Kirchengemeinde in Mecklenburg-Vorpommern übernommen. Wenn wir meine Eltern von Berlin aus besuchten, war es bis zu dem Ostseebad nur noch ein Katzensprung.
Als „Im Strandkorb“ entstand, habe ich meine Motive noch durchgehend in flächiger Malweise ausgeführt und lediglich durch die Farbwahl Spannung erzeugt. Kontraste spielen sich in diesem Bild eher auf der inhaltlichen Ebene ab: die beiden Körper, die sich miteinander einen sehr kleinen Raum teilen, lösen in mir als Betrachterin nicht zwangsläufig ein Gefühl von Enge aus. Zum einen befinden sich beide Personen durch ihre Lektüre angeregt auf den Wellen ihres Geistes wo-auch-immer. Zum anderen spüre ich hinter mir die Weite der offene See und ihr Schlagen an den Strand. Ich spüre außerdem, dass der Sommer schon längst hinter uns liegt und dass meine Mutter der kalten Meeresluft wesentlich mehr trotzt als ihr damaliger Schwiegersohn.
KW 05/2025
Zimt + Zuck
Mischtechnik auf Papier 2017
31 x 24 cm
Diese Zeichnung ist Teil meiner Serie „Menschen am Tisch“ von 2017. Die Serie umfasst quasi meine letzten Bilder, die in München und die ersten, die in Frankfurt entstanden sind.
Portraits nur in ihren gezeichneten Konturen persönlichen Ausdruck zu geben, erscheint mir oft schwieriger zu sein, als wenn ich in den Ölportraits Schicht um Schicht in ihre Wesen vordringe.
In der Komprimierung der Zeichnung darf nichts Überflüssiges ablenken. Hier muss jede Linie sitzen, denn mit jedem einzelnen ihrer Punkte wird sie gleichzeitig zu Fläche und Raum der Person. Allein durch Linien auf einer Fläche Illusion von Wesenhaftigkeit zu erzeugen, ist wohl eines der Wunder und Geheimnisse von Zeichnung.
Dieses mich dem Abzubildenden auf die Fersen heften und ihm auf den Grund gehen müssen, ist es, was mich als Künstlerin antreibt.
KW 04/2025
Als wir noch miteinander sprachen
Öl auf Leinwand 2017
110 x 100 cm
In dem Ölbild „Als wir noch miteinander sprachen“, findet folgender Dialog statt:
Mann 1: Kann jemand unseren Standort bestimmen?
Mann 2: Mein Akku ist alle.
Mann 3: Ich hab' hier keinen Empfang.
Mann 4: Mein Handy liegt im Auto.
Normalerweise kommen in meinen Bildern keine Sprechblasen vor. Als aber das Foto dieser vier Männer in meinen Besitz geriet, war mein erster Gedanke, was wohl Gegenstand ihrer Unterhaltung gewesen sein mochte. Damit war klar, dass ich das Quartett malen und ihm einen Dialog geben musste.
Die gemalten Männer kann man anhand ihrer Kleidung eindeutig der Vergangenheit zuordnen. Nicht nur, dass ihre Umgebung keinen Hinweis auf einen Ort gibt, auch auf Textebene äußert sich ihre Verlorenheit. In Kombination mit vier typische Sätzen zeitgenössischer Kommunikation über Technik, die unsichtbar bleibt, weil sie entweder damals noch nicht existierte oder nie physisch sichtbar werden wird, führt die Situation so ins Absurde, dass zum Glück auch männliche Betrachter über das Bild schmunzeln können statt sich kritisiert zu fühlen. Was im Übrigen bei der Erstellung des Bildes auch nicht meine Absicht war.
In gestalterisch/technischer Hinsicht stellten in diesem Motiv vor allem die verschiedenen Texturen und Stoffe und die Darstellung ihrer Materialeigenschaften eine Herausforderung dar.
Wenn du auf den Button „Kaufen“ klickst, kannst du die Fotovorlage und Details des Bildes anschauen.
KW 03/2025
Crew
Bleistift auf Papier 2014
21 x 29,7 cm
Für das Bild der Woche habe ich diesmal eines aus meinen vielen Zeichnungen ausgewählt, die während Fahrten mit der Fernbahn entstanden sind. Immer, wenn ich nicht alleine unterwegs war, mussten natürlich meine Kinder oder Micha Trieba als Modelle herhalten.
Wie unschwer zu erkennen ist, blicken diese beiden hier nicht in ein Buch sondern auf einen Bildschirm. Mit Hilfe eines Fotoalbums kann ich rekonstruieren, dass wir damals von München in die Uckermark unterwegs waren und mein Sohn erinnert sich, dass er und seine Schwester "Drei Engel für Charlie" in der Version mit Cameron Diaz geschaut haben. Nicht nur, dass meine Tochter zwischenzeitlich mehrmals ihr Brillenmodell aktualisiert hat und beide Kinder 10 Jahre älter sind als 2014, auch hinsichtlich der Kopfhörer ist diese Zeichnung mittlerweile ein Zeitdokument. Während meine Kinder heute kabellose Kopfhörer in ihren Ohren oder auf ihren Köpfen herumtragen, die sich über Bluetooth verbinden und selbstverständlich mit noise cancelling versehen sind, gibt es nur noch einen einzigen Kabelkopfhörer in unserem Haushalt und dieser hat seinen festen Platz an meinem Windows-Rechner.
KW 02/2025
Mädchen im Schaukelstuhl
Öl auf Leinwand 2015
82 x 47 cm
Nachdem ich über ein Jahrzehnt lang meine Porträts auf grundierter Baumwolle gemalt hatte, suchte ich 2014 technisch eine neue Herausforderung und fand sie in der Materialität des Rupfens. Aufgrund seiner groben Struktur ist der Rupfen sehr viel schwieriger zu handhaben als die Leinwand. Um seine Optik und Haptik als eigene und bespielbare Fläche ins Bild zu integrieren, grundierte ich lediglich den Stoff, den ich als Malgrund verwenden wollte. In einigen Arbeiten bestickte ich, wie auch hier, als zusätzliches gestalterisches Element Teile des Rupfens mit Wolle oder Garn. Das Bild zeigt meine Nichte am damaligen Wohnort meiner Eltern. In dem Schaukelstuhl hatte meine Mutter alle ihre vier Kinder gestillt.
Unter der Option "Kaufen" gibt es zwei Detailansichten der Arbeit.
KW 01/2025
Paar am Tisch mit Zuckerstreuer
Mann + Frau am Tisch
Hackescher Hof, Berlin 2024
je 21 x 14,8 cm
Das Bild der Woche zeigt heute 2 Zeichnungen. Die Skizzen dazu entstanden Mitte Dezember 2024 im Hackeschen Hof in Berlin. Natürlich bedienten beide Paare auch zwischenzeitlich ihre Handys. Glücklicherweise passte ich aber einen Moment ab, in denen sie nur auf ihre Umwelt bezogen waren.
Ich stelle die Bilder nebeneinander, weil sich mir während des Arbeitens mit ihnen ein interessanter Aspekt offenbarte: die sitzende Situation am Tisch unterteilt die Zeichnungen in jeweils 2 Ebenen. Oberhalb des Tisches wirken die Paare eher selbstvergessen und wie Vereinzelte, sie blicken aneinander vorbei oder in gleiche Richtung mit unbestimmtem Ziel. Die Ebene unterhalb des Tisches, als eigentlich nicht sichtbare, könnte man, wenn man wollte, als unbewusste Ebene deuten. Auch hier spielt sich Beziehung ab: im linken Bild wendet sich die Frau gewissermaßen von ihrem Partner ab, ihre ineinander verschränkten Hände wecken den Eindruck, als müsse sie sich selbst halten. Im rechten Bild sind die Beine des Paares harmonisch, stabil und scheinbar auf ewig ineinander verkeilt.
KW 52/2024
Stillleben an Heilig Abend
Öl auf Leinwand 2016
50 x 40 cm
Als Pastorenkind erinnere ich Weihnachten nicht als privat, sondern als Teil eines öffentlichen Ereignisses voller Anspannung: hoffentlich geht alles gut. Die Vorbereitungen auf das Fest bestanden vor allem aus Proben für das Krippenspiel und Besuchen mit meiner Mutter bei diversen alleinstehenden, zumeist weiblichen, Personen. Öffentlichkeitsarbeit war wesentlicher Bestandteil der Weihnachtszeit und sie beschränkte den familiären festlichen Akt auf den 24.12. in die Zeit nach dem 16-Uhr-Gottesdienst und vor der Mitternachtsandacht. Darüber hinaus schwebte über dem Ereignis der Heiligen Nacht für mich die gedankliche Kluft: jedes Jahr wurde im Krippenspiel ein Kind geboren, das einige Monate später als erwachsener Mann an ein Kreuz genagelt wurde, starb und von den Toten auferstand?
Als Künstlerin suche ich bewusst Motive, die augenzwinkernd der Brüche und Spalten meiner Umwelterfahrung Andacht halten.
Das Bild ist Teil meiner Ausstellung "Bitte lächeln! ‒ Festliche Momente" im Nebbienschen Gartenhaus, Frankfurt im September 2025.
KW 51/2024
Der Mann am Tisch
Hackescher Hof Berlin
Skizze auf Papier 2024
14,8 x 18 cm
Das Bild der Woche stammt diesmal tatsächlich aus dieser Woche. Ich war in Berlin. Auf diese Reise hatte ich unter anderem das Ölbild „Herr Hoffmann reist ab“ mitgenommen (Bild der Woche KW 46/2024), das in einem Berliner Haushalt seine neue Heimat fand.
Die Skizze „Der Mann am Tisch“ entstand im Hackeschen Hof in der Rosenthaler Straße, Berlin Mitte. Das Kaffeehaus war nach der Wende saniert worden und für mich schon damals ein geeigneter Ort gewesen, um Menschentypen zu studieren. Für meinen jüngsten Aufenthalt hatte ich bewusst Zeit eingeplant, um hier Skizzen für meine People-Serie anzufertigen.
Ich hatte Glück: 2 Stunden lang wurde der Ort mir eine Bühne aus Paaren und Alleingängern, die für mich in Positur saßen.
Warum blickt der Mann so überrascht? Er saß etwa zwei Meter entfernt an einem Tisch mir gegenüber und musste bereits wahrgenommen haben, dass ich die Menschen rechts und links von ihm porträtierte. Vielleicht liegt in seinem Blick aber auch, statt Überraschung, die hilfesuchende Bitte, noch schnell den Platz wechseln zu dürfen. Dafür war es allerdings zu spät. Er hatte seine Bestellung schon aufgegeben und der Kellner brachte gerade sein Getränk. Und so überstand er widerspruchslos die Aufgabe, mein Modell zu sein.
KW 50/2024
Schlafende
Öl auf Leinwand 2001
70 x 70 cm
Das Foto für dieses Ölbild entstand in der ersten gemeinsamen Wohnung von Micha Trieba und mir in der Schönhauser Allee 65, Berlin. Im Vorderhaus des Gebäudes befindet sich heute noch der Bioladen Kutzner & Kutzner, der damals gerade eröffnet hatte. Ich lag mit irgendeinem Infekt krank im Bett und Micha knipste dieses Bild von mir, während ich schlief. Der Spiegel neben dem Bett stammte aus einem Friseurladen. Der geflochtene Korb, den man rechts unten im Anschnitt sieht, kam ursprünglich aus dem Haushalt meiner Eltern. Er ist seit 1991 12 Mal mit mir umgezogen und tut als Wäschekorb immer noch gute Dienste.
Ich kann nicht erklären, warum ich diese Hintergrundfarbe für die Szene gewählt habe, aber das krachende Rot tut der Ruhe des Bildes keinen Abbruch.
KW 49/2024
Tennisdamen und andere Leute
Warschauer Straße, Berlin
Collage 2003
30 x 20 cm
Das Bild der Woche ist diesmal eine Collage. Sie entstand in Berlin, als wir vor knapp 20 Jahren in der Kopernikusstraße im Stadtteil Friedrichshain wohnten. Die Kopernikusstraße kreuzt die Warschauer Straße, wo ich mich oft hinstellte, um Vorübergehende zu skizzieren. Wegen des Verkehrsschnittpunkts der U- und S-Bahn auf der Warschauer Brücke, war die Gegend immer belebt von Menschen jeglichen Alters und Gestalt (ich weiß nicht, wie es heute dort zugeht, denn ich war seit Jahren nicht mehr dort).
Wer meine aktuellen Zeichnungen von Instagram kennt, sieht einen Unterschied in der Malweise zu heute. Aber auch wenn meine Zeichnungen reduzierter erscheinen, bin ich, wenn's drauf ankommt, nach wie vor detailverliebt.
KW 48/2024
Große Freude
Öl auf Leinwand 2007
115 x 190 cm
Die Vorlage für dieses Bild war ein Foto, das ich in Ueckermünde am Stettiner Haff geknipst hatte. Statt wie viele andere Bilder, die Gesicht an Gesicht in einem Regal stehen, hängt dieses Bild (vor allem wegen seiner Größe) seit Jahren neben meinem Bett. Es wird mir nie langweilig, es zu betrachten. Die Leute blieben mir Unbekannte und trotzdem ordne ich sie anhand ihrer Haltungen und Physiognomien einander familiär zu. Leider habe ich nicht erfahren, was das Kind in Händen hielt, als es auf die Gruppe der Erwachsenen zurannte.
Was mich zum Malen dieses Bildes anregte, waren die typischen Haltungen der Erwachsenen, die sie in Strandsituationen einnehmen und die im Kontrast zu der Bewegung und Aufregung des Kindes wie erstarrt wirken. Das Kind selbst tritt wie ein autonomes und fast befremdliches Wesen auf, nur bezogen auf das Geheimnis in seinen Händen. Es scheint zwar, als strebe es auf die Erwachsenen zu, es könnte aber ebenso gut im Rausch seiner großen Freude aus dem Bild und in seine eigene Welt hinauslaufen.
Das Kind ist heute 17 Jahre älter als damals und ich frage mich oft, ob es bereits die Haltungen der Erwachsenen eingenommen hat.
KW 47/2024
Am Buffet
Bleistift auf Papier 1999
50 x 60 cm
Diese Zeichnung entstand nach einer Hochzeitsfeier im Landkreis Dithmarschen, zu der ich kurz vor der Jahrtausendwende eingeladen war. Die Szene basiert auf einer Reihe von Fotos, die ich knipste, während sich die Gesellschaft um das Buffet scharrte. Die Abbildung fand so in Realität nicht statt, zumal die Sicht auf das Buffet durch viele Menschenleiber blockiert war. Ich arrangierte die Zeichnung aus den aus meiner Sicht besten Momenten, die ich mit der Kamera eingefangen hatte. Was ich dargestellt sehen wollte, war das für Buffets typische höfliche Gerangel. Bemerkenswert an der Situation ist die Handhabung der Teller. Die Gäste verwenden sie noch nicht in ihrer Funktion als Transportmittel für die Speisen sondern mehr wie Schilde.
KW 46/2024
Herr Hoffmann reist ab
Öl auf Rupfen 2016
38 x 45 cm
Das Bild der Woche stammt aus einem Fotoalbum, das ich auf ebay ersteigert habe. Durch die Kleidung kann man das zeitliche Geschehen den 80er Jahren zuordnen und das Fahrzeug ist ein Hinweis auf die ehemalige DDR. In dem Bild passiert eigentlich nichts. Ein Mann bückt sich vor einer Tasche und sortiert seine Habseligkeiten, daneben steht ein geschlossener Koffer. Dahinter ragt die geöffnete Heckklappe des Fahrzeugs.
Was mich dazu inspirierte, diese Situation zu malen, war die "Ordnung" des Bildes, die sich sowohl in den dem Foto zugrunde liegenden Linien als auch in der Handlung des Herrn Hoffmann widerspiegeln. Zum anderen faszinierte mich die Spannung zwischen der Belanglosigkeit des Geschehens und der geöffneten Weite, die Situation mit eigenen Gedanken aufladen zu können: wer war dieser Mann? War er DDR-Bürger oder Wessi auf Besuch? Packt er aus oder reist er ab?
Dass es sich um eine Abreise aus Henningsdorf handelte, erfuhr ich aus der Beschriftung des Fotos. Das gesamte Album umfasst nur zwei Jahre im Leben des Herrn Hoffmann und diese verbrachte er zumeist als Single-Reisender. Mehr wird nicht verraten ...
KW 45/2024
Das Paar im MuKuC
Buntstift und Bleistift auf Papier 2006
21 x 29,5 cm
Diese Woche stelle ich euch eine Zeichnung aus dem Jahr 2006 vor. Von 2004‒2010 wohnten mein Mann und ich mit unseren Kindern in der Uckermark, genauer gesagt in Mittenwalde bei Templin. In der Uckermark zu leben, war damals noch nicht ein Trend wie heute, aber schon damals gab es eine Anzahl von Berlingesättigten und Künstlern, die sich dort niedergelassen hatten und die einschlägigen Veranstaltungsorte bespielten. Einer davon ist das Multikulturelle Centrum Templin (MKC) mit einem Kino und Ausstellungsflächen.
Das Paar in abwartender Haltung knipste ich bei einer Ausstellungseröffnung und verwendete das Foto als Vorlage für diese Zeichnung.
Was mich an älteren Paaren immer fasziniert, ist der Eindruck einer physiologischen Angleichung der Partner, obwohl doch gleichzeitig jede Person einzeln sich in ihren Merkmalen immer mehr auf ihr Individuum zurückzieht.
KW 44/2024
Heimat
Öl auf Leinwand 2009
90 x 120 cm
Dieses Bild ist das erste einer Serie, die ich seit 2009 unter dem Titel Heimat zusammenfasse. Ausschlaggebend war der Wunsch, mich im Hinblick auf meine eigene Biografie mit dem Begriff Heimat auseinanderzusetzen. Die Person rechts im Bild ist mein Vater, der Pfarrer. Daneben eine meiner Schwestern, ich selbst und ganz links ein Gemeindemitglied. Im Hintergrund singt der Männerchor. ie Fotovorlage wurde 1980 auf einem Sommerfest der ev. Friedenskirche Aegidienberg aufgenommen.
Für die Heimat-Serie verwendete ich zunächst Bilder aus meinen privaten Fotoalben. Je öfter ich mit den Bildern und der Darstellung von Heimat an die Öffentlichkeit ging und dabei erfuhr, dass die Bilder in den Betrachtern das Bedürfnis weckten, in den Dialog zu gehen, um so weiter zog ich meine Kreise, Fotovorlagen aufzuspüren. Heute kommen Auftraggeber auf mich zu, die Bilder aus ihren eigenen Archiven auf ähnliche Art malerisch umgesetzt sehen wollen. Auf diese Weise nehme ich Anteil an vielen Lebensgeschichten und bin dankbar für einen zunehmenden Bilderschatz, der mir zur Verfügung steht.
Was ruft der Begriff Heimat in dir selbst hervor?
Das Bild befindet sich in Privatbesitz eines Frankfurter Schriftstellers.
KW 43/2024
Das Paar und die Katze
Öl auf Leinwand 2016
40 x 52 cm
Bei dem Bild der Woche handelt es sich um ein Gemälde, das von mehreren Leuten in Auftrag gegeben wurde, um es einem befreundeten Ehepaar zur Silberhochzeit als Geschenk zu übergeben.
In dem Bild vereinen sich mehrere Bildvorlagen bzw. Zeiten. Die beiden Personen stammen aus einer Fotografie, die das Ehepaar in jungen Jahren während eines Parisaufenthaltes zeigt. Die Katze in Bildmitte war bereits verstorben, sollte aber mit abgebildet sein, da es sich um das Lieblingshaustier der beiden gehandelt hatte. Die Holzwand referenziert auf das aktuelle Wohnhaus der Jubilare.
KW 42/2024
Küche-Bad
Edding auf Papier 1999
42 x 29,8 cm
Das Bild dieser Woche entstand 1999, als ich in Berlin lebte.
Viele, die in der Nachwendezeit in Berlin Prenzlauer Berg oder in den ehemaligen Oststadtteilen gewohnt haben, erinnern sicher Ähnliches. Wenn man Glück hatte, war die Toilette in der eigenen Wohnung und nicht eine halbe Treppe tiefer. Ein Badezimmer gab es nicht, stattdessen wurde morgens und abends das Küchenwaschbecken umfunktioniert. Zum Duschen gingen wir einmal die Woche ins Stadtbad Mitte oder ein anderes Schwimmbad in unmittelbarer Nähe der Wohnung. Ich bin immer wieder froh, diese Erfahrungen gemacht zu haben und dankbar für meine heutige Lebenssituation.
KW 41/2024
Strähnchen für alle!
Bleistift und Buntstift auf Papier 2015
36,7 x 37 cm
Das Bild der Woche stammt aus meinen Münchner Jahren und ist Teil meiner Serie „people“.
Hier arbeite ich mit 2 unterschiedlichen Stilen. Der eine bildet den Menschen nur als Kontur ab. Im Vorübergehen bleibt sein Typ allgemein. Mit dem anderen Stil konzentriere ich mich auf Struktur und Textur. In der Verdichtung ihrer Oberflächen entwickeln sich die Gestalten zu Persönlichkeiten und treten aus Ihrer Beliebigkeit heraus.
KW 40/2024
Vorbereitungen mit Melitta
aus der Serie "Heimat"
Öl auf Leinwand 2016
49 x 40 cm
Die Vorlage für dieses Ölbild stammt aus einem Fotoalbum, das mir von privat zur Verfügung gestellt wurde. Es inspirierte mich zum Malen, weil die Person in Rückenansicht 1:1 mit meiner Großmutter Ida ausgetauscht werden könnte (außer, dass Ida die Haare zu einem Dutt trug, wie es Omas damals taten). Meine Großmutter führte in den 70er und 80er Jahren den Haushalt meiner Eltern, einen Pastorenhaushalt. Außer den Sonntagen gab es gefühlt ständig Feiertage, an denen Gäste zu bewirten waren. Melitta Filtertüten und das Prozedere des Kaffeekochens mit Hilfe eines Porzellan- oder Plastikfilters waren in diesem Haushalt das A und O.
PS.: Meine Mutter ist heute 85 Jahre alt und kocht ihren Kaffee immer noch auf diese Art und Weise.
Portraits und Serie "Heimat"
Serie Gestalten
Frischer Fisch vorm Dom
Paderborn 2006
Technik: Tusche und Bleistift auf Papier
Maße: 21 x 29,7 cm
Einkaufen in Latschen
Schönhauser Allee Berlin 2006
Technik: Mischtechnik auf Papier
Maße: 22 x 29,7 cm